In den letzten Tagen war die Empörung darüber, dass einzelne Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gegen Covid-19 geimpft worden sind, nicht mehr zu überhören. Inzwischen hat sich unser Bischof Bertram für seinen frühen Impftermin entschuldigt.
Ich wähle den Weg, um mitzuteilen, dass auch ich bereits am 30. Dezember und dann am 21. Januar einen Impftermin im örtlichen Impfzentrum an der Joseph-Gänsler-Straße in Donauwörth wahrgenommen habe.
Im zurückliegenden Jahr hat die Corona-Pandemie auch in unseren Pfarrgemeinden massiv den täglichen Dienst bestimmt. Über Wochen durften Gottesdienste nicht öffentlich gefeiert werden, Hochzeiten und Taufen wurden abgesagt, die Termine für die Erstkommunionfeiern haben wir in den Herbst verschoben. Aber immer wieder gab es auch Kontakte mit an Corona erkrankten Mitmenschen.
Dankbar bin ich für den Dienst von Pfarrer Michael Müller, der bereit war, das Pflegeheim in Harburg während ganz kritischer Wochen zu betreuen. Ich habe ihn insofern ausschließlich für diesen Dienst freigestellt, weil ich ihn während dieser Zeit für keinen anderen Dienst einteilen wollte, so dass er gleichsam in und aus der Quarantäne die Seelsorge in Harburg wahrnehmen konnte. Pfarrer Müller hat sich bei seinem Einsatz selbst mit dem Covid-19-Virus infiziert und erkrankte.
Ich selbst werde immer wieder zur Spendung der Krankensalbung ins Klinikum und in unsere Pflegeheime gerufen; erst kürzlich war das wieder nur unter erheblichen Schutzvorkehrungen möglich. Wir wissen bisher nicht zuverlässig, ob eine Impfung auch andere schützt, aber wir können es auch nicht ausschließen. Es wird auch weiterhin zu meinen Aufgaben gehören, Kranke und Sterbende zu begleiten, und wenn es denkbar ist, dass ich durch die Impfung ein geringeres Risiko für diese Menschen bin, war die Impfung eine richtige Entscheidung.
Diese Erfahrungen waren für mich ausschlaggebend, das Angebot einer Impfung wahrzunehmen, ohne die Sorge, etwas Unrechtes oder moralisch Verwerfliches zu tun. Ich habe die Impfung nicht öffentlich gemacht, dafür sah ich keinen Anlass, ich habe sie aber auch nie verheimlicht.
Robert Neuner